Einem der ältesten Häuser Dülkens drohte ein abermaliger Dornröschenschlaf. Heilpraktiker Sascha Borg und Ehefrau Mirjam erweckten das historische Gebäude zu neuem Leben.
„Warum die Dülkener Innenstadt? Für uns war wichtig, ein Objekt in einer ‚gewachsenen‘ Umgebung zu finden. Außerdem sind wir absolute Altbau-Liebhaber deshalb wäre es uns nie in den Sinn gekommen, etwa in ein frisch ausgewiesenes Neubaugebiet am Stadtrand zu ziehen. Dazu ist Dülken mit seinem Altstadt-Flair einfach ein schönes Fleckchen.“ Mirjam Borg nickt zustimmend, als ihr Mann Sascha von der Wahl Dülkens als neuem Wohnort der Familie berichtet. Sie ergänzt: „Wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht, merkt man: Hier passiert gerade etwas. Nicht nur wir investieren hier viel Herzblut, auch andere Hausbesitzer engagieren sich und tragen ihren Teil dazu bei, das Besondere und ‚Urige‘ Dülkens herauszustellen. Von Freunden und Bekannten, die uns zum ersten Mal hier besuchen, hören wir oft den Satz: ‚So schön hatten wir uns Dülken gar nicht vorgestellt‘“.
Altes Haus für junge Familie
Neben dem historischen Charme der Dülkener Altstadt war die gute Verkehrsanbindung des Viersener Stadtteils ein weiterer wichtiger Punkt für die junge Familie. Sie ermöglicht es den drei Töchtern, weiter ihre bisherigen Schulen in Alt-Viersen zu besuchen und die gewachsenen Kontakte zu Freunde und Mitschülern zu erhalten. Gemeinsam bewohnen die Borgs heute eine Immobilie, die man als das ziemliche Gegenteil eines Neubaus bezeichnen kann. Mit dem Mostertzhaus am Dülkener Eligiusplatz haben sie ein historisches Schmuckstück mit ganz viel Geschichte erworben. Das Haus, eines der ältesten Gebäude Dülkens, ist benannt nach seinem langjährigen Bewohner, dem Dülkener Künstler Heinrich Mostertz. Es führte einen mehrere Jahrzehnte dauernden Dornröschenschlaf, aus dem es erst 2009/2010 erwachte, als der Aachener Zimmermann Frank Jordans die sanierungsbedürftige Immobilie erwarb. Der Handwerksmeister begann damals, unterstützt von der Viersener Architektin Inge Breidenbach und in enger Kooperation mit der Viersener Denkmalbehörde, eine aufwändige Sanierung. Geschädigtes Fachwerk ersetzte er fachmännisch, der ursprüngliche Charakter wurde erhalten, traditionelle Lehmbautechnik kam zum Einsatz.
Als Jordans seine Dülkener Pläne aus privaten Gründen nicht weiter verfolgen konnte, stand das Haus zunächst erneut leer, und es dauerte gut zwei Jahre, bis sich mit dem Ehepaar Borg erneut denkmalbegeisterte Privatleute fanden, die bereit waren sich auf das Abenteuer der endgültigen Sanierung des historischen Fachwerkhauses einzulassen. Für den Heilpraktiker und seine Frau kam das Objekt gerade zur rechten Zeit. Beide hatten zuvor bereits gemeinsam mit ihrem Bruder und Schwager einen historischen Bauernhof in Viersen-Heimer von Grund auf saniert und sich dadurch viele handwerkliche Fertigkeiten angeeignet. Das sollte sich später auszahlen, denn, so Sascha Borg: „Jahre nach der Restaurierung des Bauernhofs veränderten sich unsere Lebenskonstellationen. Dadurch war dessen Aufteilung für unsere Zwecke nicht mehr geeignet, und wir mussten uns von unserem ‚Schätzchen‘ trennen.“
„Leben auf der Baustelle“ hat sich gelohnt
Als sich die Gelegenheit zum Verkauf ergab, trennten sich die Borgs endgültig von ihrem mit viel Engagement restaurierten Bauernhof und gingen erneut auf die Suche nach einem Altbau mit Charakter, die sie schließlich zum Mostertzhaus führte. „Auch wenn der Vorbesitzer schon viel Arbeit investiert hatte: Die zwei Jahre Leerstand waren leider nicht spurlos am Haus vorbeigegangen“, erinnert sich Sascha Borg an die ersten Ortstermine am Eligiusplatz. Nach zunächst unbemerkt gebliebenen Mängeln mussten teilweise bereits sanierte Bereiche von Grund auf erneuert werden. Jetzt kam den neuen Käufern der Immobilie ihre vorherige Erfahrung zugute, wie Sascha Borg beschreibt: „Das Bauvorhaben war für uns überhaupt nur dadurch zu ‚stemmen‘, dass wir sehr vieles in Eigenleistung ausgeführt haben. Nur diejenigen Arbeiten, die spezielles Fachwissen voraussetzen, haben wir bei entsprechenden Spezialisten in Auftrag gegeben: die Lehmputz-Arbeiten sowie Wandheizungs- und Elektro-Installationen.“
Alles andere setzten Sascha und Mirjam Borg in Eigenleistung um: die Durchbrüche für die Wandtemperierung, die Aufbereitung der alten Dielen, das Spachteln und Streichen von Wänden sowie diverse Abriss- und Maurerarbeiten. Auch die Holzböden hat Sascha Borg selbst verlegt. Über ein Jahr führte die Familie damals ein „Leben auf der Baustelle“, wie sich Mirjam Borg erinnert. Freunde hätten damals prophezeit, es werde „der Zeitpunkt kommen, wo euch das zum Hals raushängt.“ Der kam aber nicht, so die Hausherrin, denn: „Natürlich hat uns diese Phase ganz schön was abverlangt, als Belastung haben wir das aber trotzdem nicht empfunden, weil wir mit ganz viel Herzblut dabei waren. Und jeder fertige Bauabschnitt war ein neues Erfolgserlebnis, das uns weiter motiviert hat.“
Das Ergebnis der Arbeit kann sich heute sehen lassen: Mit seinen Lehm verputzten Wänden, dem fachmännisch restaurierten Fachwerk, teilweise original erhaltenen Holzdielenböden und Treppen ist das Mostertzhaus ein einzigartiges Kleinod, das jeden Besucher begeistert. Zusätzlich zum ästhetisch reizvollen historischen Ambiente bietet es durch die massive Verwendung der Baustoffe Holz und Lehm ein besonders wohngesundes Raumklima – für den praktizierenden Heilpraktiker Borg und seine Familie ein ganz wichtiger Punkt.